Das Leben des Landfahrers
O Österreich, du hast verloren,
Der dir zu salden war geporen
An ritterleicher wirdichait,
Sein lob ist lank, sein nennen prait,
Daz hat sein ritterleiche hant
Erworben in vil manigem lant:
Wie unde wo, daz tun ich chunt,
Mit worten hie tzu diser stunt.
Vor einigen Jahren schickte mir mein Bruder den Link zu einer kurzen Lebensgeschichte eines Ritters. Und irgendwie war ich sofort gefesselt. Es las sich wie der Zeitraffer eines unglaublichen Lebens. Mit Abenteuern, Heldentaten, Kriegen und Schlachten. Es wird erzählt vom Ritterschlag, von Turnieren, von Fahrten in die entlegensten Gebiete der damals aus europäischer Sicht bekannten Welt, von Gefangennahme und von den höchsten Ehren und Auszeichnungen.
Niedergeschrieben wurde die Geschichte vom Wappendichter und Dichter von Heldenliedern, Peter Suchenwirth. Er lebte im späten Mittelalter und beschrieb in seinen Dichtungen die Leben von Adeligen und Rittern. Er schrieb über König Ludwig von Ungarn, Herzog Albrecht von Österreich oder den Burggrafen von Nürnberg.
Und so erzählt er uns auch vom Leben eines Ritters aus einem kleinen Landadel, “von Herrn Fridrich dem Chreuzpeckh”.
In hochdeutscher Schreibweise ist sein Name Friedrich von Kreisbach.
Kreisbach heißt auch ein Ortsteil der Stadt Wilhelmsburg, meinem Heimatort. Dies war natürlich auch der Grund, warum mir mein Bruder diese Geschichte schickte und warum sie umso mehr mein Interesse weckte.
Aber konnte dieser Ritter wirklich aus meinem kleinen Heimatort stammen, wo man nie von dieser Geschichte erzählt?
Der mittelalterliche Markt Wilhelmsburg
Wilhelmsburg war in meiner Jugend vor allem bekannt als eine Arbeiterstadt, wo es früher ein Eisenwerk beheimatete und bis vor wenigen Jahren der Standort einer großen Keramikfabrik war.
Wilhelmsburg hat aber Wurzeln, die viel tiefer reichen und die heute noch das Stadtbild prägen. So sind an vielen Stellen noch Reste der ehemaligen Stadtbefestigung erhalten, einer Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert.
Außerdem sind noch mehrere alte Häuser in der Innenstadt erhalten. Von meinen Großeltern wurde die Innenstadt immer “im Moack(t)” genannt – was mir als Kind etwas kryptisch erschien, aber es hat seinen Ursprung darin, dass Wilhelmsburg das Stadtrecht erst im 20. Jahrhundert erhielt, aber das Marktrecht bereits seit dem Mittelalter bestand.
Die teils barockisierten Fassaden in der Innenstadt können nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch sie ihren Ursprung im Mittelalter haben.
Die Kirche mit ihrem romanischen Kern und ihrem Wehrcharakter stammt aus dem 11. Jahrhundert und ihre Wurzeln sollen noch weiter reichen.
Und nicht zuletzt soll der Name “Wilhelmsburg” von den Wilhelminern entstammen, den ersten karolingischen Grenzgrafen der Ostmark im 8. Jahrhundert.
Das Schloss Kreisbach
Nach diesem kleinen Exkurs über die weitreichende Geschichte Wilhelmsburgs – was hat all dies mit Kreisbach und unserem Helden zu tun?
Kreisbach liegt rund 2km abseits des Stadtkerns von Wilhelmsburg, in einem Seitental an einem Zubringer der Traisen, dem kleinen Bächlein Kreisbach. Als Kinder sind wir oft auf die Berge im Kreisbachtal mit unseren Eltern und Großeltern gefahren und der Weg führte dabei immer durch das “Schloss Kreisbach”. In Wahrheit war dies aber schon lange nur noch ein Seitentrakt des tatsächlichen Schlosses, bzw. der ursprünglichen Burg.
Das eigentliche Schloss hatte eine bewegte Geschichte hinter sich. Zur Zeit des Barock und der Reformation war es im Besitz der protestantischen Jörger und wurde im Barockstil aufwändig aus- und umgebaut. Wilhelmsburg war damals ein Zentrum der reformatorischen Bewegung in Niederösterreich.
Aus dieser Zeit stammt auch die früheste Abbildung des Schlosses, durch Georg Vischer.
Und nachdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts keine wirtschaftliche Möglichkeit mehr gefunden wurde, das Schloss zu erhalten, wurde es schließlich, bis auf den Nebentrakt mit der Kapelle, komplett geschleift. Die Burg ist aber noch um einiges älter als das Barockschloss. So gilt allgemein Dietricus de Crewspach als Erbauer der Burg, am Ende des 12. Jahrhunderts.
Nun stellt sich nochmal die anfängliche Frage: „Kann Fridrich von Chreuzpeckh tatsächlich aus dem kleinen Ortsteil in meiner Heimatstadt stammen?”
Mit der Geschichte des Ortes im Hintergrund erscheint dies nun durchaus plausibel.
Aber wir brauchen mehr, mehr Indizien, mehr Beweise.
Das Wappen der Kreisbacher
Als zentraler Beweis soll uns das Wappen der Kreisbacher dienen.
Der Name Kreisbach, früher Creuspach oder auch Chreuzpeck geschrieben, kommt ursprünglich von “Krebsbach” und so sieht man auch heute noch auf der Kreisbacher-Brücke eine moderne Version des Wappens mit dem Krebs auf der einen Seite und den Lilien des Stiftes Lilienfeld auf der anderen Seite.
Aber nicht nur das, es ist uns außerdem die Grabplatte von Friedrich von Kreisbach erhalten!
Die Grabplatte befindet sich in der heutigen Frauenkirche in Baden bei Wien. Sie zeigt uns ein zweigeteiltes Wappen: auf der einen Seite ein Schild mit 3 Ketten und als Helmzier einen Bracken mit Krone und Kette.
Auf der anderen Seite sehen wir einen Krebs im Schild mit absteigendem Krebs als Helmzier.
Und nun kommen wir wieder zum Wappendichter Peter Suchenwirt, der für uns die Geschichte Friedrichs niedergeschrieben hat.
Als Wappendichter beendet er seine Erzählung mit einer ausführlichen Beschreibung des Wappens Friedrichs:
Des namen ich hie tue bechant
Und auch di edlen wappen sein!
Der schilt der gab von golde schein,
Dor in man sach durch preises hort
In blank weis chrichen gen dem ort
Ein krebzen gleich dem zobl var.
Nu naemt auch des helmes war:
Von tzobl ein krebz durch wirde stewer
Pegriffen het daz choberstewer,
Mit den vordern schern zwein
Al sust was er gestrechet rein,
Als er tzu tal nach preises gust
Kem geschozzen durch den luft:
Dy wappen fürt der ern kekch!
O Fridreich edler Chreuzpek…
Kreisbach = Kreisbach?
Wir kommen der Sache also näher. Wir können definitiv die Grabplatte und den dort begrabenen Friedrich mit jenem in Suchenwirths Dichtung gleichsetzen. Außerdem beschreibt er “in blank weis… ein krebzen gleich dem zobl” – also auf weißem Grund ein roter Krebs – wie wir es auch in der modernen Darstellung oben sehen.
Als kleines Detail am Rande sei erwähnt, dass es bis in die frühen 2000er Jahre in Wilhelmsburg eine Gastwirtschaft gab, welche in der Nähe des alten Kreisbacher-Tores stand und in früheren Zeiten den Namen “Zum roten Krebs” trug.
Aber wer war dieser Friedrich, warum liegt er in Baden begraben und was hat er mit unserem Kreisbach zu tun?
Und so begann die tiefergehende Recherche nach Friedrich von Kreisbach oder auch Fridericus de Crewspach oder auch Fridreich dem Chreuzpecken, und all die Schreibweisen, die das Mittelalter hervorbrachte.
Wir beginnen die Suche bei eben dieser Grabplatte.
In derselben Kirche liegt auch der Vater Friedrichs begraben, Leutold von Kreisbach. Glücklicherweise bietet uns die Seite monasterium.net Zugang zu diversen Archiven alter Urkunden aus dem Mittelalter und so begeben wir uns auf die Suche und schnell finden wir eine wichtige Urkunde über Leutold von Kreisbach. Er war nicht nur der Vater unseres Helden, er war der Stifter des Augustinerklosters in Baden, der heutigen Frauenkirche und Grablege Leutolds und Friedrichs.
In der Stiftungsurkunde von 1285 hat er sich und seine Familie verewigt und so lesen wir:
Nos Leutoldus miles de Chreusbah… et bona voluntate dilecte uxoris nostre Offemie et gratissinorum filiorum nostrorum Wernhardi, Hainrici, Friderici, Eggeldich et Leutoldi ecclesiam in Padem sitam..
Leutold von Kreisbach hat also den Titel Ritter und seine Frau ist Eufemia. Er hat 5 Söhne: Bernhard, Hainrich, Friedrich, Engeldich und Leutold.
Dies gibt uns weitere Anhaltspunkte und wir können die Suche neben Friedrich auch auf seine Familie ausweiten.
Und das führt uns wieder zurück zu unserem Kreisbach.
Denn im Jahr 1308 finden wir einen “Engeldich der Crewspech”, als Zeugen in einer weiteren wichtigen Urkunde. Für die Begräbniskosten von Dietrich von Kreisbach werden dem Stift Lilienfeld Schenkungen gemacht, welche Engeldich bezeugt.
Noch bemerkenswerter ist, dass wir ab diesem Zeitpunkt im Stiftsarchiv von Lilienfeld zahlreiche Urkunden finden, in denen Engeldich als Zeuge auftritt. Immer in der Gegend von Kreisbach, Wilhelmsburg und Lilienfeld. Man kann daraus schließen, dass Engeldich zu diesem Zeitpunkt die Herrschaft über die Burg Kreisbach übernommen hat. Dies können wir ebenso mit anderen Urkunden belegen – aber dazu später mehr.
Damit haben wir die erste Etappe geschafft. Das Wappen der Kreisbacher stimmt mit jenem überein, das der Wappendichter uns beschreibt und Engeldich, der Bruder Friedrichs, hatte die Herrschaft Kreisbach inne.
Wir haben damit belegt, dass Friedrich von Kreisbach aus der Dichtung Suchenwirths tatsächlich aus der Familie der Kreisbacher bei Wilhelmsburg stammt.
Aber was überliefert uns nun Suchenwirth über das Leben Friedrichs?
Von Herrn Fridreich dem Chreuzpeckh
Die Dichtungen von Peter Suchenwirth wurden im 19. Jahrhundert von Alois Primisser herausgegeben und gedeutet. Dies nahm auch der ehemalige und mittlerweile verstorbene Direktor des Rollettmuseums in Baden zur Grundlage und verfasste ebenfalls eine Interpretation und übersetzte die Erzählung ins Hochdeutsche.
Wir werden sie uns beide zum Vorbild nehmen, um die Geschichte um Friedrich zu fassen, wobei uns besonders Rudolf Maurer große Dienste leisten wird.
Primisser beginnt mit einem Kurzabriss der Geschichte und versucht in Folge, ebenso wie wir im ersten Abschnitt, das Geschlecht der Kreisbacher zu lokalisieren. Für ihn handelt es sich um ein Geschlecht nördlich der Donau, zum Ort Kroisbach gehörend. Aber auch für Maurer steht in seiner Schrift fest, dass es sich um das Kreisbach bei Wilhelmsburg handeln muss.
Kindheit und Jugend
Über die Kindheit und Jugend Friedrichs können wir nur spekulieren. Und auch die Rolle seines Vaters, des Stifters des Augustiner-Eremiten-Klosters in Baden, ist nicht vollends geklärt. Aber wollen wir die Rolle Friedrichs und sein Leben als “der Landfahrer” verstehen, müssen wir soviel es geht über seinen Kontext und seine Familie herausfinden und verstehen. Und so bleibt nur mehr über die Geschichte Badens und die Herrschaft Baden zu recherchieren. Und dies warf sehr bald neue Fragen und Widersprüche auf.
Zur Zeit Leutolds von Kreisbach, tauchen plötzlich mehrere Urkunden auf mit einem adeligen Herren mit Namen “Leutold dictus Creuspach”. Frei übersetzt “Leutold sogenannter Chreuzpeck”. Aber warum sollte Leutold, der Vater Friedrichs, auf einmal diesen Beinamen tragen und “nur” ein sogenannter Kreisbacher sein? Oder handelt es sich um zwei verschiedene Kreisbacher, zeitgleich in Baden mit den identen Namen? Dahinter musste mehr stecken.
Mit diesen Widersprüchen und Fragen im Hintergrund habe ich mich vor Jahren an Rudolf Maurer persönlich gewandt und ihm alles, was ich bis dahin herausfinden konnte, berichtet und um seinen Rat gefragt. Und zu meiner Freude hat er mir in mehreren schriftlichen Konversationen seine Sicht der Dinge mitgeteilt.
Besonders in Bezug auf Leuthold dictus Kreisbach hatte Maurer eine Interpretation auf Lager, auf die ich als Laie nicht gekommen wäre.
Er hat mich außerdem gebeten, sollte ich dazu jemals etwas veröffentlichen, ihn als Urheber dieser Theorie zu nennen, was ich hiermit nur allzu gerne tue.
Maurer sah Leutold von Kreisbach und Leutold dictus Kreisbach als zwei verschiedene Personen, und die Herrschaft Baden im Zusammenhang mit der Herrschaft Ottokars von Böhmen als österreichischen Herzogs am Ende des 13. Jahrhunderts.
Dr. Rudolf Maurer, 1954-2020, ehem. Leiter des Rolettmuseums, Baden
Er ruft mir in Erinnerung, dass ein Leutold von Kreisbach ebenfalls in steirischen Urkunden als Zeuge unter dem Ministerialen Wulfing von Stubenberg auftritt. Letztlich kommt er zu folgender Interpretation:
„Im Jahre 1254 konnte Herzog Ottokar Przemysl die Kämpfe um das Erbe der Babenberger durch einen Friedensschluss mit Ungarn vorläufig beenden, musste aber dabei die Steiermark den Ungarn überlassen.
Damit waren seine Anhänger in der Steiermark „angeschmiert“ und mussten sich in Österreich eine neue Existenz aufbauen – wobei die tatkräftige Hilfe des österreichischen Herzogs eine Selbstverständlichkeit war. Zu diesen Steirern gehörte u.a. Leutold v. Chreuspach, der 1247 und 1254 im Gefolge des steirischen Ministerialen Wulfing v. Stubenberg nachgewiesen ist (vgl. Urkundenbuch der Badener Augustiner, FRA II 89, Anm. zu Nr. 1).
Ottokar nahm das zum Anlass, seine Herrschaft Baden neu zu organisieren und dabei seine Getreuen zu belohnen. U.a. bekam LvC ein unverbautes Grundstück, auf dem er sich einen Hof mit Eigenkirche errichtete, den er auf seine alten Tage, im Jahre 1285, im Einvernehmen mit dem Landesfürsten als Augustinerkloster stiftete.
Gleichzeitig wurden Burg und Herrschaft Baden an ein bis dahin unbekanntes Rittergeschlecht vergeben, das sich nun „Herren v. Baden“ nannte. Den ersten Herrn v. Baden kennen wir nicht namentlich, er wird wohl Otto oder Alber geheißen haben – so die Leitnamen des Geschlechts. 1258 sind erstmals die drei Brüder Alber v. Baden, Leutold v. Chreuspeck und Heinrich v. Baden genannt, die diese Burg und Herrschaft geerbt hatten – das konnte ich in meiner Broschüre „Die Burg Baden. Ihre Herren – ihre Herrschaft“ (Katalogblätter des Rollettmuseums Baden, Nr. 61, 2006) nachweisen.
Was ich damals noch nicht sah: Der Name eines der jüngeren Söhne der Herren v. Baden lässt darauf schließen, dass die späteren Herren v. Baden als Gefolgsleute der Chreuspacher nach Baden gekommen waren. Es war im Mittelalter gang und gäbe, dass Gefolgsleute eines ihrer Kinder nach ihrem Herrn benannten – in diesem Fall also Leutold. Wenn solche Gefolgsleute zu Stellvertretern ihrer Herren aufgestiegen waren, die in deren Abwesenheit ihre Burg und ihre Herrschaft verwalteten, übernahmen sie häufig auch den Familiennamen ihrer Herrschaft.
Die späteren Herren v. Baden waren also das ritterliche Geschlecht, das die ministerialischen Chreuspacher an ihrem Herrschaftssitz und in ihrer Herrschaft vertrat, wenn diese ihrerseits bei ihren Herren Dienst hatten (also bei den Stubenbergern und später bei den Herzogen v. Österreich). „
Eine unerwartete Theorie, aber wie so oft liegt der Teufel im Detail und es wirft weitere Fragen auf. Leutold von Kreisbach wird in keiner Urkunde als Ministerialer ausgewiesen. In fast allen Urkunden wird er hingegen explizit als “miles” oder „strenuus miles” bezeichnet. In der Bestätigung seiner Klosterstiftung durch das Stift Passau wird er als “miles pataviensis”, als Ritter von Passau, angesprochen.
Dies ist aber nur ein Widerspruch, wenn wir uns an eine eng abgegrenzte Definition des Begriffs “miles” und “ministeriale” halten, welche so im Mittelalter nicht existierte.
Dazu heißt es zum Beispiel von Heinz Dopsch:
“…Damit aber wird nur ein temporär und inhaltlich sehr kleiner Ausschnitt des unerhört komplexen miles-Begriffes erfaßt, der für keine Zeit genau präzisiert werden kann. Zum Unterschied vom Ministerialen, der innerhalb eines begrenzten Zeitraumes durch bestimmte Merkmale wie Wehrfähigkeit, persönliche Unfreiheit und ein Dienstverhältnis gekennzeichnet wurde, war für den miles nur die Wehrfähigkeit bestimmend. Nicht nur im Frühmittelalter werden freie Vasallen als milites bezeichnet, auch im Hochmittelalter gibt es zahlreiche Fälle, in denen Mitglieder des freien Adels milites genannt werden. Theoretisch schloß der Begriff des miles in seine verschiedenen Spielarten alle wehrhaften Männer vom König bis zum Einschildritter ein. Ministeriales und milites können daher nicht als ein gegenseitig genau abgegrenztes Begriffspaar aufgefaßt werden, “
Wir gehen also hier mit Maurer und sehen einen Teil des Geschlechts der Kreisbacher in Baden beheimatet, mit einem herrschaftlichen Besitz am Hauptplatz nahe der heutigen Frauenkirche.
Vielleicht war der Titel des “miles” oder “strenuus miles” auch eine Hervorhebung von besonderer Wehrhaftigkeit und Einsatzbereitschafts Leutolds im Kampf für seine Lehnsherren. Waren die Kreisbacher, oder dieser Zweig der Kreisbacher, ein Geschlecht, das sich vor allem dem Kampf als Ritter verschrieben hatte?
So begeben wir uns auf die Suche nach mehr Hinweisen über Chreuzpecks in der Geschichte des Mittelalters. Und tatsächlich finden wir Berichte über Chreuzpecks als Ritter in verschiedenen Schlachten für die Habsburger.
In der Steirischen Reimchronik des Ottokar aus der Gaal, welche als die vielleicht erste Geschichtschronik in deutscher Sprache gilt, lesen wir vom Kampf um die Reichskrone zwischen Albrecht von Habsburg und König Adolf von Nassau. In der Schlacht von Göllheim, in der Albrecht die Krone an sich reißen konnte, kämpften auch “Kriuzbecken”. Und auch in den Berichten über die Fehden Albrechts gegen Yvan von Güns wird “en helden kecken,der kriuzbecken” erwähnt.
In der Geschichtschronik der Gemeinde Schwarzenbach finden wir außerdem folgende Anmerkung:
“1296 (erhielt) Friedrich von Kreisbach (auch Kreutzpeck) Ort und Herrschaft. Herzog Albrecht überließ sie dem Kreisbacher als Geschenk für seine Verdienste in den Fehden gegen den Grafen Iwan von Güssing, der immer wieder das Grenzgebiet verwüstet hatte.” Eine Primärquelle zu dieser Aussage konnte ich nicht finden, aber wenn wir von der Richtigkeit dieser Aussage ausgehen, müssen wir annehmen, dass es sich hier nicht um unseren Helden Friedrich handelt, da dieser noch ein Jugendlicher war und zur Zeit der Güssinger Fehde noch ein Kind war.
Diese Güssinger Fehde fand in den 1280er Jahren statt und die Schlacht von Göllheim im Jahr 1298. Also während der Kindheit und Jugend unseres Helden Friedrich. Wenn mit jenen “Kriuzbecken” unsere Kreisbacher gemeint sind, so waren dies vielleicht nahe Verwandte Friedrichs, vielleicht war einer der beiden “Kriuzbecken” sogar sein Vater, der “strenuus miles” selbst. Und sie waren vielleicht auch die Vorbilder seiner Jugend.
Wir sehen also einen jungen Friedrich, Sohn eines kleinen Adeligen, sesshaft in Baden bei Wien, umgeben von Rittern, vielleicht selbst schon als Ritter erzogen. Bei der Stiftung des Klosters 1285 ist er der dritte von 5 Söhnen – er wird wohl ein paar Jahre jung gewesen sein – und damit setzen wir sein Geburtsjahr ungefähr auf das Jahr 1280.
Im Jahr 1297 finden wir dann weitere Urkunden, und dieses mal fehlen auffällig die Frau Leutolds, Eufemia, und der Sohn Wernhard, und sie werden auch in keiner späteren Urkunde mehr erscheinen. Wir müssen wohl davon ausgehen, dass Friedrichs Mutter und sein Bruder vor 1297 verstorben sind.
1299 überträgt sein Vater verschiedene Lehen an seine zweite Frau Gertrud und seine Tochter Diemut, und im Jahr 1302 erscheint sein Vater das letzte mal urkundlich. Ein paar Jahre später beurkundet Gertrud bereits als Witwe des Leutold. Der Vater Friedrichs wird also in den frühen Jahren des 14. Jahrhunderts gestorben sein.
Ebenso im Jahr 1302 finden wir eine erste Urkunde in Melker Archiven, in der ein “Friedrich der Chreuzpeck” bezeugt. Ob es sich um unseren Friedrich handelt, bleibt an dieser Stelle ungeklärt.
Friedrich ist nun ungefähr Mitte zwanzig und hier beginnt seine Geschichte als Ritter. Es ist der Anfang einer langen Reise.
Der erste Harnisch – Schumpfenteuern
Sein erste; Harnasch, daz er fürt. Dar in er wol di veinde rürt, Pei tzwaiu guten schumphfentewern , Er chund, di vreunde wol gestewern Und macht der veinde freude dünn, «o Daz was vor Goztel und vor Prünn, Do Pehem lant und Qstereich Chriegten al so hestichleich Vor Pudyschwitz, do man gewan Di vest mit stürm den veinden an; Vor Peching, er auch sturmes phlag So ritterleich auf amen tag., | Friedrich, der jugendliche Held Vernehmt, dass er sich redlich schlug, schon als er erstmals Rüstung trug: Bei zwei gelung’nen Waffengängen konnt‘ er die Feinde hart bedrängen, die Freunde aber schützten ihn. Dies war vor Kostel und vor Brünn, als Österreich mit Böhmenlandin schwerem Kriege sich befand und Buchwitz, eine feste Stadt, dem Feind im Sturm genommen hat. Den Sturm auf Bechin macht er mit – wie ritterlich er damals stritt! |
Nachdem sich Albrecht I. von Habsburg die deutsche Krone gesichert hatte, richtete er seine Aufmerksamkeit auf Böhmen, wo der Sohn Ottokars von Böhmen, Wenzel II., regierte.
Albrecht konnte letztlich seine Forderungen und Ziele nicht erreichen, aber im Zuge dessen kam es zu mehreren Verheerungen Böhmens durch habsburgische Truppen.
Nachdem Wenzel nicht auf territoriale und finanzielle Forderungen Albrechts einging, schickte Albrecht seinen Sohn Rudolf auf Kriegszug nach Mähren.
Dazu heißt es: “Die Gräueltaten, die sich das österreichisch-steirische Heer und seine ungarisch-kumanischen Verbündeten dabei im Frühjahr des Jahres 1304 zu schulden kommen ließen, überstiegen sogar das in dieser gewaltbereiten Zeit gewohnte Ausmaß. Als die Kumanen schließlich auch in Niederösterreich plünderten und Gefangene wegführten, ließ Albrecht sie niedermachen. Aus militärischer Sicht war das Unternehmen nichts anderes als ein Raubzug … Das Unternehmen scheiterte im Herbst 1304 am heftigen Widerstand der Bergknappen.”
Alois Niederstätter, 2001, Die Herrschaft Österreich
Ein weiteres mal versuchte es Albrecht 1307, nachdem sein Sohn Rudolf als böhmischer König starb (nach nur einem Jahr Regentschaft) und die Fürsten Böhmens den Meinhardiner Heinrich von Kärnten zum König wählten (an seinem Hof diente auch der bekannte Minnesänger Frauenlob):
„Kriegszüge nach Böhmen und Mähren, an denen auch der Erzbischof von Mainz und die Pfalzgrafen Rudolf und Ludwig teilnahmen, verheerten zwar große Teile der beiden Länder, änderten aber nichts an den politischen Gegebenheiten.” (ebd.)
Suchenwirth berichtet uns, dass Friedrich bei einem oder mehreren dieser “Raubzüge” teilgenommen hat und bei Konstel, Brünn, Buchwitz und Bechin kämpfte.
Maurer übersetzt “Er chund, die freunde wol gesteuern und macht der veinde freude dünn” als “konnt´er die Feinde hart bedrängen, die Freunde aber schützten ihn” und deutet dies als Zeichen für die jugendliche Ungestümtheit Friedrichs, vor der seine Freunde in bewahren mussten.
Auf Grenzhuth
Mehrere Jahre vergehen, Friedrichs Bruder Engeldich übernimmt die Burg und Herrschaft Kreisbach, Albrecht von Habsburg wird von seinem Neffen Johann Parricida ermordet und Heinrich VII. von Luxemburg wird neuer römisch-deutscher Kaiser.
In Österreich übergab Albrecht schon zu Lebzeiten die Herrschaft Österreich und Steiermark an seine Söhne Friedrich den Schönen, sowie dessen Brüder, unter der Führung des mittlerweile verstorbenen ältesten Sohns Rudolf.
Wir sind nun im Jahr 1314 und der römisch-deutsche Kaiser Heinrich stirbt. Sein Sohn Johann von Böhmen erhebt Anspruch auf die Krone, aber auch Friedrich der Schöne will die deutsche Krone für das Haus Habsburg.
Nachdem sich keine Seite die volle Unterstützung der Kurfürsten sichern kann, macht Johann von Böhmen Platz für einen Kompromisskandidaten aus dem Haus Wittelsbach, Ludwig den Bayern.
So kommt es zu einer Pattsituation, in der die gespaltenen Kurfürsten beide Kandidaten zum König wählen. Der Streit um die Krone spitzt sich weiter zu und so müssen habsburgische Verbündete an der österreichisch-bayrischen Grenze “zu Landwehr liegen”, um die Grenze zu sichern.
Tzwen gantze winter man in fach Zu lantwer ligen: daz geschach Tzu Purgaw und ze Titmaming , Tzu Muldorf, do man durch geling Für stet und west vil dike sucht , Do er der veindc schaden rücht. — | Zwei ganze Winter war der Mann in Bayern bei der Landwehr dann: Bei Burgau und bei Titmoning, bei Mühldorf, wo es darum ging, in Stadt und Festung einzudringen, konnt‘ er so manchen Feind bezwingen. |
Dies war wohl auch die Aufgabe des mittlerweile rund 30 jährigen Friedrichs von Kreisbach, der über zwei Winter daran beteiligt war, die Grenze bei Burgau, Titmaning und Mühldorf für die Habsburger zu sichern.
Der Hund von Bern
Tzu Podaw in Lamparten Pluemt er dermanhait garten Mit ritterleichen ern , Do man dem Hunt von Pern Tzwir angeslgt tzway vechten gut, Do pey so was der wol gemüt. | Zu Padua in der Lombardei war er ganz vorne mit dabei. Den Garten wahren Rittertums zierte die Blüte seines Ruhms. Herr Hund von Bern ward an zwei Tagen im Kampfe zwei Mal schwer geschlagen – da tat er sich hervor im Streit durch ritterliche Männlichkeit. |
Friedrich von Habsburg und Ludwig von Bayern waren Jugendfreunde – sie wuchsen am selben Hof auf. Nachdem sie 1313, vor der Königswahl, in der Schlacht bei Gammelsdorf aufeinandertrafen, welche Ludwig für sich entscheiden konnte, gingen sie nach der Königswahl einer direkten Konfrontation um die deutsche Krone einstweilen aus dem Weg.
Es kam zwar zu verschiedenen Scharmützeln und Belagerungen, u.a. erhoben sich niederösterreichische Familien wie die Pottendorfer und Zelkinger mit Unterstützung der Bayern, gegen die habsburgischen Herzöge, und auch die Habsburger marschierten mit einem Heer in Schwaben ein, dessen Führung der Getreue Ulrich I. von Wallsee übernahm.. Aber zu einer entscheidenden Schlacht sollte es noch nicht kommen.
Stattdessen rückt in der Erzählung Suchenwirths Oberitalien nun in die Mitte des Geschehens. In Verona, früher als Bern bezeichnet, regiert ein Scaliger, Cangrande della Scala. Auch “der große Hund” genannt oder der “Hund von Bern”, wie ihn Suchenwirth nennt.
Der Name “der große Hund” wird mit einer Vision seiner Mutter in Verbindung gebracht, jedoch tragen die Scaliger schon vor Cangrande I. Namen von Hunden, und Otto Höfler stellt dies in Zusammenhang mit Hundesymbolen bei den Langobarden.
Höfler, Otto, Kleine Schriften, 1992, Cangrande von Verona und das Hundsymbol der Langobarden
Cangrande verhalf Verona zu großem Prunk und war als Mäzen, aber auch als Kriegsherr bekannt und gefürchtet. An seinem Hof diente auch der bekannte Dichter Dante Alighieri.
„Große Prachtliebe, eine fürstliche Freigebigkeit, aber auch ein ungezähmter Ehrgeiz bezeichneten seine Handlungen; von seinen Unterthanen und Soldaten angebetet, wußte er sich das Herz auch jener zu gewinnen, die seinen siegreichen Waffen unterlagen.„
Gumppenberg, Wilhelm von, 1845, Die letzten Scaliger von Verona
Friedrich v. Habsburg schließt in Italien Bündnisse und verheiratet seine Schwester mit König Robert von Sizilien. Die Treviser empfangen seine Schwester Katharina im Jahr 1316 mit großen Ehren. Einige Monate später schwört der Cangrande den Gesandten der Habsburger seine Treue und im Februar 1318 bieten Gesandte Friedrichs dem Hund von Bern ihre Unterstützung gegen Padua an. Aber schon im November desselben Jahres bitten die Treviser um die Hilfe gegen den Cangrande, welcher “fast die ganze trevisanische Mark innehabe“.
“Hierauf geht Matthias unter Geleite zu Cangrande, den er im Namen des Königs zum Abzuge aus dem Gebiete von Treviso auffordert; Cane verweigert dies”
So kommt es zum Kriegszug der Habsburger gegen den Hund von Bern. Friedrich der Schöne setzt den Grafen Heinrich von Görz als Reichsvikar ein und es ist wieder Ulrich von Wallsee, den er mit dem Grafen von Görz nach Italien schickt. Ulrich von Wallsee wird danach zum Statthalter in Padua ernannt. Es kommt zu Friedensschlüssen und Brüchen dieser Friedensverträge und schließlich zu einem Sieg über den Cangrande della Scala.
“Als Padua nach Ulrichs I. Abzug nochmals von Cane eingeschlossen und von einer neuerrichteten Feste aus bedrängt ward, entsetzten Ulrich I. und der Görzer mit 400 Helmen und den Trevisanern die Stadt und brachten den Truppen.des Cane am Morgen des 28. August 1320 eine entscheidende Niederlage bei. Nur mit Not rettete sich Cane selbst “
Es waren wohl diese Kämpfe, an denen unser Friedrich von Kreisbach beteiligt war und von denen uns Suchenwirth berichtet, wenn er schreibt:
Zu Padua in der Lombardei war er ganz vorne mit dabei….Herr Hund von Bern ward an zwei Tagen im Kampfe zwei Mal schwer geschlagen, da tat er sich hervor im Streit durch ritterliche Männlichkeit.
Die letzte Ritterschlacht
Dar nach strait er in Payerlant zio Vor dem Dornverg genant, Do ward er tzu der selben stunt Gevangen unde sere wunt. | Darnach stritt er im Bayernland vor einem Ort Dornberg genannt. Dort wurde er in diesen Tagen gefangen und halb totgeschlagen. |
Weitere 2 Jahre später, Friedrich von Kreisbach ist knapp über 30 Jahre alt, und nach langen Jahren der Aufrüstung und Aushöhlung des Hausguts der Habsburger drängen sie auf eine finale Entscheidung über die deutsche Krone.
Das Heer der Habsburger zieht sich aus verschiedenen Teilen des Reiches zusammen. Wieder führt Ulrich von Wallsee mit seinem Bruder Heinrich ein steirisches Heer an. Aus Salzburg kommt eine Gruppe des Erzbischofs von Salzburg und der Bischöfe von Passau und Lavant hinzu.
Heinrich “der Sanfte” von Habsburg, der 22-jährige Bruder Friedrichs, führt ein Heer der Österreicher, dessen Banner der Marschall von Pillichsdorf trägt. Friedrich der Schöne führt selbst eine Gruppe an und außerdem rekrutiert er Hilfstruppen der ungarischen Kumanen, berittene Bogenschützen, die ihm sein Onkel Karl Robert von Ungarn zur Verfügung stellt.
Einen entscheidenden Beitrag soll schließlich Leopold auch genannt “das Schwert Habsburgs” beitragen. Er führte eine weitere Gruppe, welche sich von Schwaben annäherte.
Die Kumanen und das Heer der Östereicher ziehen entlang der Donau Richtung Bayern. Auf ihrem Weg verheeren sie weite Teile der Donaugegend..
“unter den furchtbarsten Greuelthaten gegen die Bewohner wie gegen die Kirchen zogen die Ungarn und die wilden und größtentheils noch heidnischen Kumanen am linken Donauufer durch Österreich aufwärts, während die auf dem rechten Donauufer vorrückenden Österreicher und Steirer an vandalischer Zerstörungswuth und Grausamkeit gegen das Landvolk mit jenen wetteiferten.”
Huber, Alfons, 1860, Österr. Geschichte für das Volk IV, Die Zeit der ersten Habsburger
Die Beteiligung des niederösterreichischen und steirischen Adels am Heer Friedrichs soll sich in Grenzen gehalten haben. „Einerseits dürfte Friedrich die Kosten gescheut, andererseits den Landherren misstraut haben.”
Niederstätter, Alois, 2001, Die Herrschaft Österreich
In welcher Gruppe nun unser Friedrich gekämpft hat, ist nicht gänzlich klar. Nachdem wir von einem Leutold unter dem Steirer von Stubenberg gehört haben und nachdem Friedrich auch am Italienzug beteiligt war, den der Steirer Ulrich von Wallsee anführte, wäre eine Teilnahme im steirischen Heer denkbar. Mit der Herrschaft Baden und Kreisbach zu Niederösterreich gehörend, wäre aber eine Teilnahme im österreichischen Heer ebenso möglich. Außerdem wird berichtet “Herzog Heinrich war mit seinen Scharen aus Italien zurückgekehrt”. Friedrich könnte sich also auch im Heer Heinrichs befunden haben.
Lichnowsky, Eduard von, 1838, Geschichte des Hauses Habsburg Bd 3
Am 28. September kommt es schließlich zur entscheidenden Schlacht bei Mühldorf. Sie wird manchmal auch als die letzte Ritterschlacht bezeichnet, weil es eine der letzten großen Schlachten war, die ausschließlich mit Reitern und Fußsoldaten bestritten wurde.
Alle Heere sind versammelt, außer einem. Gerade die wichtigen vorländischen Truppen unter dem “Schwert von Habsburg”, Leopold I, fehlen. Sie waren zahlenmäßig nicht der größte Teil, galten aber als besonders erfahren und treu. Er heilt sich zu lange mit den Verheerungen der Lande des Grafen Montfort auf, welchen er wohl für das Überlaufen zu Ludwig dem Bayern bestrafen wollte. Er schickte zwar Boten an seinen Bruder Friedrich, mit der Nachricht um sein verspätetes Eintreffen, jedoch wurden diese Boten abgefangen und so erreichte die Nachricht Friedrich nicht mehr.
Dieser hatte nun dem Wittelsbacher genügend Zeit gegeben, um seine Truppen zu versammeln.
Ludwig dem Bayern stand der berühmte Johann von Luxemburg zur Seite, sowie der Burggraf von Nürnberg und einige weitere deutsche Herren.
Und trotz der Warnungen seiner Feldherren, dem Marschall von Pillichsdorf und den Brüdern Wallsee, wollte Friedrich von Habsburg den Konflikt nicht weiter aufschieben und auf die so wichtigen Truppen seines Bruders warten, und so wird er zitiert mit:
“Ich habe schon für diese Sache so viele Witwen und Waisen gemacht, und so viel unbilliges an Christen begangen, dass ich den Streit nicht aufschieben will ergehe es wie es möge”
Lichnowsky, Eduard von, 1838, Geschichte des Hauses Habsburg Bd 3
Und so kommt es, wie es kommen musste. Wie es Brauch ist, wird der Tag der Schlacht am Vortag unter den verfeindeten Heerführern vereinbart. Friedrich schwört nochmal seine Truppen auf den Kampf ein und fordert absolute Treue.
Die Österreicher können erste Erfolge erzielen und schlagen zuerst die Truppen des Johann von Böhmen zurück:
“Nach langem hartnäckigen Kampfe waren um Mittag auf Ludwig’s Seite 500 der besten Ritter auf die Erde gesetzt und durch ihr Ehrenwort verpflichtet nicht wieder am Gefechte theilzunehmen. Johann selbst lag schon auf dem Boden unter dem Pferde des Marschalls von Piliichsdorf, und schien verloren, als ihm ein österreichischer Ritter, der Ebersdorfer, verätherischer Weise wieder aufhalf.”
Huber, Alfons, 1860, Österr. Geschichte für das Volk IV, Die Zeit der ersten Habsburger
Friedrich der Schöne soll in einer goldenen Rüstung selbst am Kampf teilgenommen haben. Er soll so voller Eifer gekämpft haben, dass er zum besten des Tages von beiden Seiten gewählt wurde. Letztlich war das Fehlen der vorländischen Truppen von Leopold aber nicht zu kompensieren. Die ungarischen Kumanen, welche als Verstärkung auf einem Hügel positioniert waren, sollen geflohen sein, womöglich in Anbetracht der sicheren Niederlage. Friedrich wurde vom Pferd geworfen und hat sich einem Getreuen des Burggrafen von Nürnberg ergeben. Er wurde zu König Ludwig verbracht und dieser soll ihn begrüßt haben mit den Worten:
“Her öheim, ich sach euch nye so gerne!”
Die Schlacht forderte beträchtliche Opfer. Nicht nur um die 3000 Pferde wurden getötet, auch 1100 Kämpfer auf beiden Seiten sollen gefallen sein. Und eine erhebliche Anzahl von Rittern und Soldaten der Österreicher wurden gefangen genommen – es ist die Rede von 1400 Gefangenen.
Und einer dieser Gefangenen war Friedrich von Kreisbach:
Do ward er tzu der selben stunt
Gevangen unde sere wunt.
Und das bringt uns wieder zurück nach Kreisbach und zu Urkunden aus dem Stiftsarchiv Lilienfeld. Denn ungefähr ein halbes Jahr nach der Schlacht und der Gefangennahme Friedrichs, am 6. März 1323, verkauft sein Bruder Engeldich die Burg Kreisbach um 425 Pfund Pfennige.
Dies dient uns erstens als Beweis dafür, dass Engeldich seinerzeit tatsächlich die Herrschaft über die Burg übernommen hatte und weiters schließt Rudolf Maurer daraus, dass Engeldich die Stammburg der Kreisbacher verkaufen musste, um seinen Bruder aus der Gefangenschaft auszulösen.
Das Jahr 1323 war somit auch das Ende der Kreisbacher in ihrer Stammherrschaft, um das kleine Bächlein Kreisbach.
Die Geschichte Friedrichs aber sollte erst so richtig Fahrt aufnehmen.
ENDE ERSTER TEIL
Quellen:
Primisser A., 1827, Peter Suchenwirth’s Werke aus dem 14. Jahrhunderte
Maurer, Rudolf, 2019, private Konversation
Gröninger, Ralf, 2010, Bauforschung an der spätmittelalterlich frühneuzeitlichen Marktbefestigung von Wilhelmsburg
Wenedetter, Franz Xaver, 1929, Schloss Kreisbach im Wandel der Jahrhunderte
Dopsch, Heinz, Ministerialität und Herrenstand in der Steiermark und in Salzburg
Ottokar aus der Gaal, Die steirische Reimchronik
Niederstätter, Alois, 2001, Die Herrschaft Österreich
Höfler, Otto, Kleine Schriften, 1992, Cangrande von Verona und das Hundsymbol der Langobarden
Gumppenberg, Wilhelm von, 1845, Die letzten Scaliger von Verona
Hödl, Günther, 1988, Gestalten und Gestalt des österreichischen Spätmittelalters
Huber, Alfons, 1860, Österr. Geschichte für das Volk IV, Die Zeit der ersten Habsburger
Lichnowsky, Eduard von, 1838, Geschichte des Hauses Habsburg Bd 3
Doblinger, Max, 1906, Die Herren von Wallsee
Regesta Habsburgica 3, Regesta Imperii Online
Bayerische Staatsbibliothek, Cod. Icon 312 c., fol. 605
schwarzenbach.gv.at/system/web/zusatzseite.aspx?detailonr=217122390
Monasterium.net